„Wollen wir heute wirklich wandern?“ Diese Frage säuselte mir kurz nach dem Aufwachen am Samstagmorgen halblaut in mein Ohr. Und mit der Bestimmtheit eines Berufsposaunisten gab ich zur Antwort: „Aber natürlich!“
Wir wussten, es würde ein grauer kühler Tag werden, der zwar trocken sein sollte aber eben nicht gerade gemütlich. Am Morgen hatte es unversprochen geregnet, so dass die Wetterprognose vom Vorabend nicht mehr so gesichert erschien.
So war die Verlockung groß, sich einen ruhigen Tag bei Musik, Käffchen und auch Tee zu machen und sich den grauen Tag von drinnen anzuschauen.
Ich wusste jedoch auch, wie lebendig man sich fühlt, wenn man mollig warm angezogen die frische Luft im Gesicht wahrnimmt. Ich war mir außerdem gewiss, dass die Natur uns mit kleinen Beobachtungen beschenken wird.
Es geht los.
Wir starteten vom Bahnhof in Angermünde und wollten zur Blumberger Mühle, dem Informationszentrum des Biosphärenreservats Schorfheide – Chorin. Der Weg sollte ausgeschildert sein, war der Webseite zu entnehmen. Trotzdem nutzte ich eine Karte, und wollte registrieren, wie dieser Weg verlief.
Kaum aus dem Ort, fielen uns blühende Haselnusssträucher auf.
Und hier im Detail:
Überraschend diese Vielzahl der Einzelblüten, die man sonst gar nicht wahrnimmt.
Inzwischen fanden wir auch keine Wegweiser zu unserem Wanderziel mehr. Aber mit meiner Karte konnte ich ja unseren Weg bestimmen.
Wenn den Bäumen und Sträuchern die Blätter fehlen, wird der Blick frei auf z. B. Nester, die in ihnen verborgen waren. Dieses kunstvoll gebaute Nest befand sich an einem Strauch direkt am Weg.
Ich war mir zunächst unsicher, ob es von weiter oben heruntergeweht war. Deshalb zog ich etwas an den Ästen und merkte, dass es mit diesen fest verbunden war und seine Lage nicht änderte.
Ewas Farbe brachten dann trotz Trübnis diese Hagebutten ins Bild:
An den Ästen sieht man hie und da kleine weiße Punkte. Der kaum wahrnehmbare Nieselregen, der ab und zu über die Landschaft stäubte, versorgte die Ästchen mit Feuchtigkeit, die sich dann in Regentropfen sammelte.
Nachfolgend betrachten wir einen dieser Tropfen im Großformat.
Durch die Linsenwirkung erscheinen die Äste des Hintergrundes verkehrt herum.
Eine Dosis Vitamin C zur Vorbeugung gefällig? Bitteschön, hier die beste Substanz, die es in unserem Bereich gibt: Hagebuttenmark.
Wenn man diese Gabe der Natur nutzen möchte, sollte man auf folgende Aspekte achten: Die Früchte müssen Frost bekommen haben, die Farbe muss das typische Rot aufweisen und sie müssen weich sein. Dann kann man das Mark auf diese Weise herausdrücken. Es schmeckt säuerlich und enthält auch die vielen natürlichen und gesunden Begleitstoffe des Vitamins.
Im Verlaufe des weiteren Weges durchwanderten wir ein Waldstück. Hier kamen auch einige Entdeckungen zum Vorschein. Hier eine typische Wegführung im Wald.
Ein Baumpilz an einem abgestorbenem und übermoostem Baumstamm.
Wir sahen auch mehrere Gebüsche, die beinahe vollstandig mit Flechten überzogen waren. Insbesondere bei der gelblichen Flechte sieht man einige interessante becherförmige und auch lappige Strukturen.
Dann lag diese Feder auf dem Waldboden. Sie gehört zu dem Teil des Gefieders, der eine Flauschige Daunenkomponente besitzt.
Hier noch einmal eine Großaufnahme, in der die feinen Nieseltropfen wie ein Vergrößerungsglas wirken.
Später führte der Weg wieder aus dem Wald heraus und hier ergaben sich nun folgende Perspektiven:
Der Blick in die dunstigen Strukturen der offenen Landschaft. Auf der Wasserfläche halten sich einige Wildgänse auf.
Auf den unbelaubten Pappeln zeigen sich nun deutlich die kugelig wirkenden Misteln.
Später brachen wir von einem gefällten Baum einen kleinen Mistelzweig ab. Und betrachteten ihn uns näher.
Die Überraschung
Unmittelbar an der Blumberger Mühle eröffnete sich der Anblick auf diesen Arbeitsplatz:
An diesere Stelle nagte der Biber einen Baum schon ziemlich kräftig an. Die Spähne wirkten noch recht frisch.
Zu unserer Überraschung war die Blumberger Mühle nicht die Blumberger Mühle. Soll heißen, hier war zwar die Blumberger Mühle aber nicht das Informationszentrum. Denn jenes befand sich in 1,4 km Entfernung, wie uns ein Hinweisschild belehrte.
Aber hier gab es noch etwas Interessantes zu sehen. Denn durch die Fenster des alten Mühlengebäudes konnte man in Fisch-Aufzuchtbecken gucken. Und man sah in ihnen ca. 12 cm lange Stör-Babys. Hier in der Schorfheide will man den Stör wieder ansiedeln. Ein echt interessantes Projekt!
Einige Zeit später fanden wir auch tatsächlich unser Wanderziel. Das Informationszentrum beherbergt eine Ausstellung zu den Schwer-punkten Ökologie des Laubwaldes und zur Wiedervernässung von Mooren. Außerdem kann man in einem kleinen Naturshop einkaufen und im Café bei selbst gebackenem Kuchen oder einer leckeren Mittagsmahlzeit eine Pause einlegen.
Wir probierten Kaffee und Kuchen, beides war wohlschmeckend.
Die Besichtigung kann auch im Freigelände fortgesetzt werden.
Wir taten das jedoch nicht, sondern brachen nach der Pause zum Rückweg auf. Auch das trübe Wetter hat uns viele kleine Schönheiten beschehrt, von denen ich hier nur die wenigsten aufführen konnte.
Tief erfüllt fuhren wir nach Hause.
Was für eine wundervolle Welt!
Fotos: Anna Guss