Meine Partnerin Anna und ich wollten uns ein möglichst ruhiges Silvester mit Wanderung am Neujahrstag gönnen. Unsere Wahl fiel diesmal auf Mallorca und zwar auf die kleine Stadt Alcudia im Norden der Insel. Denn in ihrer Nähe gibt es ein kleines Wandergebiet.
Der Silvesterabend
Am Silvesterabend trafen wir ein und die Stadt wirkte beinahe menschenleer und es herrschte Stille.
In den Straßen sah man kaum Menschen.
Kurz vor Mitternacht suchten wir die Dachterasse unserer Unterkunft auf. Dann zündete um Null Uhr ein schönes zentrales Feuerwerk. Anschließend etwas Musik vor dem Rathaus, nach einer Weile wieder Stille , keine Knallerei – eine herrliche Überraschung und eine ungestörte Nacht!
Die Wanderung beginnt
Am nächsten Vormittag begannen wir unsere Neujahrswanderung. Und das waren die Rahmenbedingungen: Temperaturen von 8 bis 13°C, trocken, bedeckter Himmel mit der Option auf eine Stunde Sonne und anderthalb Stunden längere Helligkeit als zu Hause.
Nach einer Weile kamen wir an einem weitläufigen Grundstück vorbei, auf dem Schweine gehalten werden. Die von uns schnell auf der Straße gesammelten Eicheln hatten sie ruck zuck und geräuschvoll weggeschmatzt.
Die beiden jungen Schweine kuschelten sich richtig eng aneinander – es gibt also zärtliche Schweine.
Auch auf Mallorca ist nun Winter und die Zeit mit dem meisten Niederschlag. Außerdem scheint jetzt die Sonne nicht so stark, so dass sich Flächen in sattem Grün ausbilden können. Im Sommer sieht dann alles wieder verdorrt und ockerfarbig aus.
Ab und zu zeigten sich sogar einige Blüten und lassen die Pracht des Frühlings ahnen, der ca. in sechs bis acht Wochen Einzug hält.
Geologische Besonderheiten
Große Teile der Erhebungen auf Mallorca bestehen aus grauem einfarbigen Kalkstein. Nur relativ selten kann man verschiedenfarbige Sedimentstrukturen entdecken:
Ebenfalls an dieser Stelle sieht man eine interessante geologische Besonderheit: gigantische Kräfte stellten eine horizontal abgelagerte Gesteinsschicht beinahe senkrecht auf und diese wurde dann um fast 90 Grad abgewinkelt. Bei diesem Vorgang muss das Material durch hohe Temperatur plastisch gewesen sein ansonsten hätte es größere Risse im Winkelbereich geben müssen. Zum Größenvergleich setzte ich mich dazu. Man erkennt die Kleinräumigkeit des Vorgangs.
Wir wollten den Talaya de Alcudia (Wachturm von Alcudia), einen Hügel von 450m Höhe, besteigen. Allmählich kamen wir höher und konnten den ersten Fernblick genießen. In der Ferne der Gebirgszug Tramuntana (bis ca. 1500m hoch).
Wer hatte sich da im Feld versteckt? – Der Chef höchstpersönlich!
So einen kapitalen Bock der Mallorquinischen Wildziege bekommt man nicht so häufig zu sehen.
Im Vorbeigehen fiehl mir auf einem Stein ein großer weißer Punkt auf. Eine Wandermarkierung?
Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass es sich um eine weiße Flechte handelt. Sie ist von gelben Flechten umgeben und kann sich offenbar gut gegen sie durchsetzen.
Hier eine makellos hübsche Flechte in Gelb, ca. 4 cm im Durchmesser.
Wir fanden noch weitere Flechten in Violett und Schwarz. Die farbliche Vielfalt beeindruckt mich immer wieder.
Beim weiteren Aufstieg fiehl uns dieses Pflänzchen auf.
Wenn man eines der nadelförmigen grünen Blättchen zwischen den Fingern zerreibt, entströmt ein würziger angenehmer Duft. Denn war wilder Rosmarin.
Hier wieder ein Fernblick: An unserem Standort war der Himmel bedeckt, aber an anderer Stelle kann die Sonne durch Wolkenlücken die Tramuntana anleuchten. Die Sicht gestaltete sich leider etwas dunstig.
Das Ziel ist erreicht
Hurra – wir haben den Gipfel erreicht – und – die Sonne schien!!
Die Gipfelsäule errichtete man auf dem Unterbau eines alten Wachturms, von wo man vom 16. bis zum 19. Jahrhundert nach Piraten Ausschau hielt. Es gibt noch ca. 37 mehr oder weniger gut erhaltener Türme auf der Insel.
Jetzt machten Anna und ich hier Pause und genossen die schön warme Sonne. Doch wir wurden auch beobachtet.
Denn die Ziege im Hintergrund war die erste zahme Wildziege, die wir bei unseren Aufenthalten auf Mallorca zu sehen bekamen. Sie bettelte bei den Wanderern um Naschereien und konnte dabei recht zudringlich werden.
Nach der Pause begaben wir uns wieder auf den Abstieg. Nach einer Weile schaute dieser Wombel neugierig aus dem Boden:
Wir näherten uns einem weiteren Zwischenziel: der Einsiedelei Victoria (Ermita de la Victoria), einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Diese Ermitas kann man immer wieder mal in ganz Spanien antreffen. Sie liegen zumeist außerhalb der Städte und bieten den Gläubigen einen ungestörten Rückzugsort für die Ausübung ihrer Religion. In ihrer äußeren Erscheinung sind die Gebäude sehr unterschiedlich. Manche sehen aus wie kleine Kapellen und andere besitzen das Äußere von normalen Häusern. Der Ermita de la Victoria sieht man ihre besondere Eigenschaft nicht an. Der Zugang zur Kapelle befindet sich von der linken Stirnseite. Oben war vermutlich der Unterkunftsbereich. Heute ist dort ein Hostel untergebracht.
Eine verwitterte Sonnenuhr ist auf ihrer Wand zu sehen, ein heute wirklich selten erhaltenes Ausstattungselement.
Rückweg mit viel Herz
Und nun zu den Herzen, die immer wieder auf unserem Weg zu finden waren (eine Auswahl):
Könnte das heißen, wir sind auf dem Pfad der Herzenswünsche angekommen? ÄÄhh – Stimmt!
Und bedeutet das , wir sollten in diesem Jahr den Mut haben, unseren Herzen noch mehr zu folgen?
Anschließend gab es dann auf dem weiteren Rückweg noch dieses mystische Licht. Ich staune immer wieder, welche beeindruckenden Fassetten Natur haben kann. Oder ist hier vielleicht der Schatz der Piraten versenkt worden?
Wandern in Spanien und auch auf Mallorca ist so eine Sache und braucht gute Vorbereitung. Denn die Dichte an Wegweisern ist hier trotz regional stärkerer Bemühungen nicht so hoch wie bei uns. In Spanien sind die Wanderwege auf diese Weise ausgeschildert:
Nun waren wir am Ende der Tour angelangt. Doch was war das für ein hübsches Pflänzchen, dass dort im Hof eines verlassenen Hauses wuchs?
So sieht ein Weihnachtsstern aus, wenn man ihn mal eben so machen lässt.
Nun war unsere Neujahrstour vorbei. Seelig und auch etwas erschöpft kehrten wir wieder zu unserem Apartment zurück.
Wie viele schöne kleine Erlebnisse und entspannende Momente wir wieder hatten!
Was für eine wundervolle Welt!
Fotos: Anna Guss
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